1. Semester und Rückblick

Rückblick: Vor einem Jahr – Fast schon Ersti

Vor einem Jahr hatte ich mein Abi in der Tasche, das ich über die SGD gemacht habe um Jura studieren zu können. Mein Freund war gerade verstorben, mein Leben, das sich bis dato knapp drei Jahre ums Abitur gedreht hat, sollte nun plötzlich eine ganz neue Richtung erhalten.

Zur Info: Ich war vorher lange Jahre selbstständig (künstlerischer Bereich) und habe auch nebenberuflich geschrieben. Nun plötzlich also die Aussicht: Doch noch studieren. Spät. Ich war immerhin schon 40. Aber ewig Hochzeiten, Betriebsfeiern, Schützenfeste, Kneipen, Nachtarbeit? Nein, Danke. Was mit Anfang 20 noch aussah wie ein Traumjob, hatte mit Mitte 30 seinen Reiz verloren.

Mit dem Abi also umgehend Immatrikulation. Ich hatte vorher schon an der Uni vor Ort als Gasthörende in Jura und Politikwissenschaften gesessen und leise vor mich hingeträumt und die Studis beneidet, die wie selbstverständlich studierten. Ich komme aus „bildungsfernem Haushalt“, wie man so schön sagt. Fast noch untertrieben. Ich war die einzige in meiner Familie, die gerne Bücher zur Hand nahm.

Und immer der Traum. – Bezahlt hätte mir das Abitur niemand. Ein lieber Freund half aus und sagte bloß: Du hast was im Kopf, ich unterstütze dich. Du musst es nur zurückzahlen, wenn du es nicht durchziehst. Und da stand ich nun, stolz über meinen 1,8 Schnitt (Wirklich nicht schlecht, wenn man als Externe ins Abi geht).

Und ein paar Wochen später lag dann mein erster Studentenausweis der Uni vor mir. 40 Jahre alt und Ersti. Das Gefühl lag wohl irgendwo zwischen Euphorie und „ich brauche einen Ouzo“.

Ich begann schon ein paar Wochen vorher zu lernen (mit Todesangst vor den WiWi-Fächern. Ich hatte mich schon zum Mathe-Abi nur gequält). Schnell durfte ich feststellen, dass meine, fürs Abi tolle, selbstständige Zeitplanung, fürs Studium nur bedingt taugte. Der Rhythmus ist halt ein anderer. Das eine ist Lernen auf ein einziges Ziel, nämlich die Abschlussprüfung nach 2 1/2 Jahren. Das andere ist lernen auf EAs und schließlich auf Modulabschlussprüfung. Die Zeit ist knapper, der Rhythmus etwas schneller. Und ja, recht hatten die, die warnten: Im Studium ist jede Klausurenphase wie das Abitur.

Aber ich habe auch schnell festgestellt, dass ich Jura wirklich so liebe, wie ich es vorher schon glaubte. Ich liebe die Stringenz, die Kausalität im Aufbau. Das entspricht meiner Idee von Logik.

Nur der Gutachtenstil, der fällt noch immer schwer. Ich bin nun einmal mehr zuhause in Theorie als in Form. Das war schon immer so und wird sich nicht ändern. Für die Form brauche ich ein wenig länger.

Eigentlich ist das erste Semester an mir vorbeigeflogen. Unfassbar, wie schnell die Zeit im Studium vergeht.

Zeit – das ist überhaupt Dreh- und Angelpunkt aller Ängste dieser Tage. Denn ja, es ist wirklich reichlich spät für ein Studium. Und gleichzeitig wird klar: Regelstudienzeit schaffen zu wollen ist selbst motiviert und diszipliniert eine harte Nuss.

… wird fortgesetzt 🙂

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